Preisverleihung 2025
Die Preisverleihung für die Wettbewerbsperiode 2024/25 erfolgte am Mittwoch den 12. Februar 2025 im Innenhof des Bundesumweltministeriums (BMUV) in Berlin und im Beisein der Leitung des BMUV und der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden der interessierten Fachöffentlichkeit die nominierten Produktionen vorgestellt und der „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ an die siegreichen Produktionen übergeben.
Preistragende Produktionen der EISVOGEL-Preisverleihung 2025
Für immer Freibad (Preistragende Produktion Hauptkategorie)
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury 2025)

No More Pool Time (Preistragend in der Kategorie Nachwuchs)

Nominierte Produktionen 24/25
Ein Vorauswahl-Gremium aus Fachexpertinnen und Fachexperten aus dem Kontext des Verbands technischer Betriebe für Film & Fernsehen (vtff), des Bundesverbands Green Film & TV Consultants Deutschland (BVGCD) sowie der Fachwissenschaften hat auch in 2025 die Vielzahl der aus dem internationalen Raum eingegangenen Einreichungen eingehend geprüft und in der Hauptkategorie 5 und der Nachwuchskategorie 2 Produktionen für die engere Auswahl durch die Wettbewerbs-Jury nominiert.
Nachfolgend werden diese nominierten Produktionen kurz vorgestellt.

Für immer Freibad
Die ZDF-Auftragsproduktion „Für immer Freibad“ ist von der good friends Filmproduktions GmbH in Berlin bis ins Detail sehr gut geplant und umgesetzt worden. Zwei Drittel des Reisedrehs erfolgten am Hauptmotiv, einem Freibad, das für Cast und Crew vom Hotel aus per Rad erreichbar war. Alle weiteren Motive befanden sich bis auf eine Ausnahme in unmittelbarer Nähe. Die Produktion hat den Team- und Castmitgliedern angeboten, ihre eigenen Fahrräder per Sammeltransport zur Dreh-Location Forst (Brandenburg) zu bringen, um die Anzahl an Mietfahrzeugen möglichst gering zu halten. Dank der sorgfältigen Vorbereitung u.a. des Szenenbild-Departments wurde ein Großteil des verwendeten Kulissen- und Dekomaterials inklusive der Requisiten von einem Fundus geliehen. Sowohl im Produktionsbüro als auch in der Postproduktion wurde „echter“ Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen in Deutschland verwendet.
„Schon im ersten Gespräch waren wir uns einig: Wir drehen „Für immer Freibad“ grün und achten in allen Bereichen (Technik, Catering, Szenenbild, Kostüm usw.) so viel wie möglich auf Nachhaltigkeit. Das hat vor allem funktioniert, weil alle Departments und Schauspieler*innen mit angepackt und sich dem grünen Dreh verschrieben haben. Unser Vorschlag, private Fahrräder aus Berlin zur Dreh-Location Forst (Brandenburg) zu transportieren, damit Cast und Crew vom Hotel ans Set fahren können, wurde von vielen in Anspruch genommen. Damit konnten wir nicht nur viele Autofahrten einsparen, sondern auch den Teamgeist stärken. Zudem sind sämtliche Schauspieler*innen mit der Bahn zur Dreh-Location gekommen und haben sich einen Trailer geteilt.“ Ursula Pfriem (Produzentin), Laura Fischer (Regisseurin)


Kevlar Soul
Der schwedische Spielfilm „Kevlar Soul”, in dem es um eine zerrüttete Familie geht, ist von Zentropa Schweden produziert worden. Das ausgeprägte Nachhaltigkeitsbewusstsein des Produzenten hat die Herstellung des Films in vielerlei Hinsicht geprägt. Der Produzent fährt grundsätzlich nur mit der Bahn, selbst wenn er Filmmärkte in Berlin oder Cannes besucht. Umweltrichtlinien für effiziente Logistik, die Nutzung von gebrauchten Materialien, Abfallmanagement, Fahrgemeinschaften und der Einsatz von E-Fahrzeugen waren im Vertrag des Filmteams verankert. Um diese nachhaltigen Maßnahmen zu dokumentieren, nutzte die Produktion das „Hållbar film"-System, das speziell für die Filmbranche in Schweden entwickelt worden ist.
„Innovation wird oft mit Technologie in Verbindung gebracht, aber ich bin auf unseren innovativen Führungsstil stolz. Wir haben in jeder Etappe der Produktion einen Fokus auf Umweltfragen gelegt. Das galt sowohl bei der Aufstellung eines Finanzierungsplans als auch hinsichtlich unserer logistisch effizienten Flugvermeidung, als wir nach Kooperationspartnern gesucht haben, die unsere Werte teilen. Wir haben mit üblichen Gewohnheiten gebrochen, indem wir mit dem Zug zum Dreh nach Hamburg gefahren sind und auf ressourceneffiziente Praktiken am Set gesetzt haben, wie Tapeten anzubringen, ohne die darunter liegenden Wände zu beschädigen. Dieser Ansatz war einfallsreich, weil wir damit Konventionen durchbrochen und die Erwartungen der Kreativen und Finanziers herausgefordert haben, was jeden inspiriert, der traditionelle Arbeitsabläufe in Frage stellt. Mit unseren neuen Ideen haben wir aufgezeigt, dass Nachhaltigkeit zur Kreativität anspornen und neue Standards für verantwortliches Filmemachen setzen kann.”; Ronny Fritsche, Producer
Die Produktion hat auf eine innovative Methode gesetzt, durch die Zeit und Ressourcen im Bereich Szenenbild eingespart wurden. Als Hauptmotiv für den Film fungierte eine angemietete Privatwohnung, die heruntergekommen aussehen sollte. Um den Wänden dort einen entsprechenden Look zu verleihen, hat die Crew Tapeten aus nicht mehr verkäuflichen Lagerbeständen genutzt, die mit doppelseitigem Klebeband sowie Abdeckband fixiert wurden, so dass sie keine Spuren auf der darunter liegenden Wand hinterlassen. Dank dieser Methode war es weder notwendig, die Wände für den Film auf herkömmliche Art und Weise zu tapezieren noch die Wände nach Drehschluss wieder entsprechend herzurichten.


Mother Mary
In dem neuen Kinofilm “Mother Mary” des preisgekrönten, amerikanischen Autors und Regisseurs David Lowery (“A Ghost Story”) schlüpft die Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway (“Les Misérables”) in die Rolle einer Musikerin, während Emmy-Gewinnerin Michaela Coel (“I May Destroy You”) eine Kult-Modedesignerin verkörpert. Der Film ist von den US-amerikanischen Firmen Sailor Bear, A24, Homebird Productions in Zusammenarbeit mit der Kölner augenschein Filmproduktion produziert worden. Die Filmaufnahmen erfolgten an fünfzig Tagen in Köln und Umgebung, in den MMC Studios sowie in Oberhausen. Durch das sorgfältig geplante Master-Location-Konzept konnte die Produktion einen erheblichen Anteil an CO2-Emissionen einsparen. Anstatt mit einem großen Produktionsteam mit nahezu hundert Crew-Mitgliedern nach Berlin zu fahren, nahm ein kleines Team die Konzerthalle in Berlin mit einem 3D-Scanner auf.
„A24 und augenschein Filmproduktion haben gemeinsam mit Roman Russo und dem Green Toolkit Team eine bahnbrechende nachhaltige Produktion realisiert, die internationale Maßstäbe setzt. ‚Mother Mary”‘ist die erste internationale Filmproduktion, deren CO₂-Fußabdruck gemäß ISO 14067 bilanziert und durch ein unabhängiges Third-Party-Audit geprüft wurde – ein bedeutender Schritt hin zu mehr Transparenz und Verantwortung in der Branche. Durch den Einsatz des emissionsfreien Butler M 150/150-Batteriesystems konnten Dieselgeneratoren vollständig ersetzt und erhebliche CO₂-Einsparungen erzielt werden. Zusätzlich wurden innovative Maßnahmen wie geschlossene Wasserkreisläufe, der Einsatz von LED-Technologie und die Harmonisierung von US-amerikanischen und deutschen Nachhaltigkeitsstandards umgesetzt. Diese Nominierung hebt die Rolle des Green Toolkits als datenbasierte Lösung für nachhaltige Produktionen hervor und zeigt, wie unabhängige Audits nach ISO-Standards neue Maßstäbe für die Filmindustrie setzen können.“ Auri Jackson, Sustainability Manager, A24
Die Innovation war bei dieser Produktion managementbezogen. Die Produktion hat für “Mother Mary” ein “Green Premium Vendor Budget” für die Beschaffung nachhaltiger Maßnahmen bereitgestellt. Um herauszufinden, wie dieses Budget die größte umweltschonende Wirkung entfalten kann, hat die Produktion den „Grünen Werkzeugkasten“ eingesetzt. Mit dieser Software war es möglich, nachhaltige Alternativen zu sondieren und den Vergleich der umweltschonenden Alternativen mit der Kostenkalkulation zu verknüpfen. Auf der Grundlage dieses Werkzeugs, der eine Entscheidungshilfe bot, wurden E-Autos angemietet und statt eines Dieselgenerators ein Batterie-basiertes Stromversorgungssystem eingesetzt. Zu den weiteren Maßnahmen gehörte ein Wiederverwendungskonzept für die Kulissen und Requisiten, die für das Szenenbild kreiert worden waren.
Für eine internationalen Produktion erstmalig wurde der CO-Fußabdruck gemäß dem ISO 14067-Standard ermittelt und auf dieser Basis unterschiedliche Nachhaltigkeits-Vorgaben an die Produktion vergleichen. Die ISO 14067-Zertifizierung von “Mother Mary” wurde dabei von einem unabhängigen Auditor vorgenommen.


The Song Cycle
Im Zentrum dieses irischen Dokumentarfilms steht ein Musiker, der mit dem Fahrrad von Dublin zum Glastonbury Festival fährt und seine Gitarre im Gepäck hat. Bei dieser rund 600 km langen Tour tritt er am Ende der jeweiligen Etappe abends auf. Begleitet wird er dabei von einem Kameramann, der ebenfalls die gesamte Strecke per Rad zurücklegt. Den Film hat er mit einer kleinen Handkamera aufgenommen und eine Go-Pro-Kamera auf ihre Fahrräder montiert. Auf diese Weise haben Crew und Darsteller praktisch keine Emissionen produziert. Der Film ist so nachhaltig wie möglich produziert worden.
„Der Auslöser für ‘The Song Cycle’ war, dass wir einen nachhaltigen Ansatz für Livemusik finden wollten. Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Projekt nicht nur zeigt, dass Musiker ohne Auto auf Tour gehen können, sondern dass auch Filme auf wesentlich umweltfreundlichere Art gedreht werden können. Von Anfang an stand für uns fest, dass wir dieses Abenteuer auf möglichst umweltschonende Art dokumentieren möchten. Daher war unsere Crew wirklich winzig. Wir haben mit natürlichem Licht gedreht und sehr kleine Kameras eingesetzt, die wir auf unseren Fahrrädern transportieren konnten. Unser Kameramann Céin radelte neben Nick her, um die Fahrt zu filmen. Wir sind davon überzeugt, dass unser innovativer Ansatz beim Dreh von ‘The Song Cycle’ und die positive Resonanz auf unseren Film andere Filmemacher inspirieren wird, zu beweisen, dass es möglich ist, eine wirklich nachhaltige Produktion zu realisieren, ohne kreative Kompromisse einzugehen oder das Publikum zu enttäuschen.”; Nick Kelly (Regisseur/Produzent)
Dieses Roadmovie dokumentiert auf eine einzigartige Weise eine Konzerttour, bei der die Musiker das Publikum auf eine inspirierende Reise mitnehmen. Eine Konzerttour mit dem Fahrrad durch Irland, England und Wales zu unternehmen, um CO2-Emissionen zu sparen, ist ein äußerst starker und konsequenter Ansatz. Bei diesem „Slow production“-Konzept war die größte Ressource der Faktor Zeit – gepaart mit einer ordentlichen Portion Muskelkraft.


Tschappel
Für die im Auftrag von ZDF neo produzierte Comedy „Tschappel“ hat LAX Entertainment ein Master Location-Konzept entwickelt, das zu einer erheblichen Einsparung von Zeit, Transporten und CO2-Emissionen geführt hat. Im Dreh Dorf wurde eine studioähnliche Umgebung geschaffen, bei der die Base direkt gegenüber dem Hauptmotiv eingerichtet wurde. Die großen Produktionsfahrzeuge für Licht- und Gripaustattung blieben während der gesamten Drehzeit an ihrem Platz. Die Crew konnte an den meisten Drehtagen zu Fuß vom Basislager zum Set gelangen, so dass Shuttle-Fahrten weitgehend vermieden wurden.
„Für die Produktion unserer ZDFneo-Sitcom „Tschappel“ war eine nachhaltige Energieversorgung ein zentrales Anliegen. Um den hohen Energiebedarf und die Anforderungen zahlreicher Außenmotive umweltfreundlich zu bewältigen, setzten wir auf leistungsstarke Powerstations in Verbindung mit einem 400-Watt-Photovoltaik-Panel. Diese Lösung ermöglichte es, an einem Viertel der Drehtage vollkommen energieautark zu arbeiten, während einige Departments den gesamten Dreh ausschließlich mit Akkus und Solarstrom realisierten. Ein gut funktionales, hilfreiches Konzept, welches wir auch in kommenden Projekten nutzen wollen!“; Charlotte Groth, Maximilian Greil, Paul Beck und Marius Beck (LAX Entertainment & Apollonia Film)
Die technische Innovation bestand darin, eine konstante Energieversorgung des Video-Villages sowie der DIT-Station sicherzustellen, die während des Drehs eine besonders hohe Stromleistung benötigten. Der Strombedarf wurde mit leistungsstarken Powerstations, Erweiterungsakkus sowie einem 400-Watt-Photovoltaik-Panel gewährleistet. Die Akkus lieferten Strom für Lampen, Funksender sowie kleine Kochgeräte, um die Crew bei Nachdrehs mit heißen Getränken zu versorgen. Dank dieser flexiblen Lösung war das Team an rund einem Viertel der Drehtage energetisch autark und konnte fernab von fest installierten Stromanschlüssen arbeiten.


Rein und Raus (Nachwuchskategorie)
Diese Action-Komödie ist als studentische Produktion an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf entstanden. Der fünftägige Dreh erfolgte an einem einzigen Motiv, so dass der ökologische Fußabdruck geringgehalten wurde. Für die Fahrten zum Set haben Crew und Cast überwiegend den ÖPNV genutzt. Als Transportmittel wurde ein Einkaufswagen aus dem Supermarkt eingesetzt.
„Vor meinem Studium habe ich an großen Filmsets gearbeitet und täglich die massive Verschwendung von Ressourcen wie Lebensmitteln erlebt. Das konnte ich nicht hinnehmen und habe das übrig gebliebene Essen weiterverteilt – an wohnungslose Menschen, Nachbarn oder meine Mitbewohnerinnen. Schon damals war für mich klar: Wenn ich einmal eine Produktion leite, werde ich mich dafür einsetzen, dass sie ressourcenschonend und nachhaltig ist. Nun konnte ich es erfolgreich umsetzen und bin glücklich, dass auch mein Team diese Einstellung unterstützt hat. Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein darf nicht im Alltag enden – auch Filmemachen ist kein Ausnahmezustand!“; Licia Flocke (Produzentin)
Bei dieser Produktion lag der Fokus darauf, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Umsetzen ließ sich diese Anforderung durch die Nutzung wiederverschließbarer Mehrwegbehälter, dank denen sich das selbstgekochte vegane Essen länger frisch hielt. Dank dem Einsatz von Mehrweggeschirr und der Mitnahme übrig gebliebener Lebensmittel nach Drehschluss ist kaum Abfall angefallen.


No More Pool Time (Nachwuchskategorie)
Diese studentische Produktion ist an der Filmakademie Baden-Württemberg realisiert worden. Die Planung der nachhaltigen Maßnahmen erfolgte geradezu vorbildlich. Als Schauplätze für dieses satirische Drama wurden zwei Motive im Umland mit ÖPNV-Anbindung gewählt. Das Hauptmotiv verfügte sowohl über eine Photovoltaikanlage, die u.a. Strom für die Szenenfahrzeuge lieferte, als auch eine Wärmepumpe für den Betrieb der Pool-Anlage. Darüber hinaus wurde der Film zu zwei Dritteln mit Sonnenlicht und Reflektoren ausgeleuchtet.
„Da in ‚No More Pool Time‘ der Umgang mit Ressourcen bereits inhaltsgebender Bestandteil ist, war es uns auch bei der Umsetzung ein großes Anliegen darauf zu achten. Viele Maßnahmen ergaben sich bereits in der Drehbucharbeit und bei der Motivwahl. Neu für uns war der Umgang mit einem 50.000-Liter-Pool, der im Film verschiedene Füllstände in nicht chronologischer Reihenfolge haben musste. Deshalb suchten wir für unseren konkreten Fall eine Lösung mittels eines Pumpensystems und eines identisch großen Aufstellpools.“; Jonas Baumann (Autor/Regisseur) & Sebastian Sicker (Autor/Produzent)
Das Hauptaugenmerk lag bei dieser Produktion darauf, schonend mit der lebenswichtigen Ressource Wasser umzugehen. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Verfahren durchdacht, um das Wasser aus dem Pool wiederverwenden zu können. Um auch künftig beim Dreh Wasser sparen zu können, hat der Autor und Regisseur aus den gewonnenen Erfahrungen verschiedene neue Ideen entwickelt.

Preisverleihung 23/24
Im Rahmen der Veranstaltung wurden der interessierten Fachöffentlichkeit die nominierten Produktionen vorgestellt und der „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ an die siegreichen Produktionen übergeben.
Preistragende Produktionen 23/24
Drei preistragende Produktionen der EISVOGEL-Preisverleihung 2024
Darüber hinaus hat die Jury aus einem qualitativ ebenfalls sehr gut besetzten Feld von Einreichungen eine Produktion aus dem Bereich der Nachwuchsarbeiten als Preisträgerin ausgewählt.
Nachstehend die Begründungen der Wettbewerbs-Jury zu den drei Preistragenden.
Die Schule der magischen Tiere (Preistragende Produktion Hauptkategorie)
Der so realisierte Ansatz des Grünen Produzierens ging weit über die ökologischen Standards der Filmbranche hinaus und es wurden zahlreiche innovative grüne Maßnahmen mit großer Motivation und Überzeugung umgesetzt.
Durch ein energetisch optimiertes Lichtkonzept, die gezielten Nutzung von Feststrom auf Ökostrombasis, sowie den erstmaligen Einsatz des auf einem Elektrofahrzeug montierten
Batterie-Hybrid Generators „Kemama-Filmhybrid 30/60“ konnten trotz einer Vielzahl an „on location“ Drehtagen die Emissionen von Dieselgeneratoren wirksam reduziert werden.
Aber auch in der Postproduktion, beim Catering und vielen anderen Bereichen konnte die Umweltbelastungen relevant gemindert werden.
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury)

C‘est le monde à l’envers ! (Preistragende Produktion Hauptkategorie)
Um diese ambitionierte Zielstellung zu erreichen, wurde ein umfassendes Energie- und Mobilitätskonzept entwickelt und in einer wirklich beispielhaften Konsequenz umgesetzt. Wichtige Kernpunkte davon:

Moddergat (Preisträgerin in der Kategorie Nachwuchs)
So konnte z.B. durch die bewusste Integration der Eigenheiten der bestehenden Drehorte in das kreative Konzept der Ressourcenaufwand für Kulissenbau und Dekoration deutlich reduziert werden. Die Umsetzung dieser und vieler weiter Maßnahmen im gemeinschaftlichen Engagement aller Beteiligten ist stimmig und sympathisch.
Das Bekenntnis im Abspann lenkt den Blick darauf, dass Ehrlichkeit und Transparenz und nicht nur Perfektion wesentliche Leitlinien eines grünen Produzierens aber auch unseres Handelns allgemein sein sollten.
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury)

Nominierte Produktionen 23/24
Nachfolgend werden die nominierten Produktionen kurz vorgestellt.

C'est le monde à l'envers !
Pascal Guerrin, Managing Director of BONNE PIOCHE
• Der Strom am Set wurde mit mobilen Solarmodulen produziert und der überschüssige Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist
• Ein Teil des erzeugten Solarstroms wurde in einem 11kW-Batteriespeicher zur zeitversetzen Nutzung gespeichert
• Zum Laden der insgesamt 28 Elektrofahrzeuge wurden mobile Ladestationen eingesetzt, die normalerweise bei der Tour de France zum Einsatz kommen

Die Schule der magischen Tiere 3
Lisa Plesser, CEO Grüner Werkzeugkasten / Green Toolkit



Habibi Baba Boom
Thomas Matysiak, Green Consultant

Never Ever
Thomas Matysiak, Green Consultant
"Mit der Unterstützung unseres Auftraggebers haben wir neben unserem Stromkonzept in der Produktion einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, dabei alle Abteilungen einbezogen und u.a. die Fahrzeugflotte elektrifiziert, das Catering mit 'echtem' Biofleisch angeboten und haben damit das Green Motion Label und das EMA Gold Seal erhalten."
Sara Heidelbach, Line Producerin


Am Ende sind wir alle Gesang (Nachwuchskategorie)
Thomas Slatter & Felix Sommer, Produzenten



Gutartig (Nachwuchskategorie)
Justus Hagemann, Produktionsleiter


Moddergat (Nachwuchskategorie)
Auf der letzten Tafel des Films proklamieren wir dann mit einem Augenzwinkern:
95% of our CO2 budget is compensated through the Klimawette
5% has been greenwashed"
Elisabeth Köller, Producerin


Preisverleihung 22/23
Im Rahmen der Veranstaltung wurden der interessierten Fachöffentlichkeit die nominierten Produktionen vorgestellt und der „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ an die siegreichen Produktionen übergeben.
Ein Film zeigt Impressionen dieser Veranstaltungen und Einordnungen des Eisvogel-Preises durch die Beteiligten: Link
Preistragende Produktionen 22/23
Drei preistragende Produktionen des Eisvogel 2023
Darüber hinaus wurde in diesem Jahr erstmalig ein Preis für die Nachwuchsproduktionen vergeben.
Nachstehend die Begründungen der Wettbewerbs-Jury zu den drei Preistragenden.
22. Juli – Die Schüsse von München (Preistragende Produktion in der Kategorie Dokumentarfilm)
Sky Deutschland hat sich sehr frühzeitig und klar zur klimaschonenden Filmproduktion bekannt und war damit in der Bundesrepublik einer der Vorreiter für nachhaltiges Produzieren. Die europäische Sky Gruppe hat sich bis 2030 das Netto-Null-Ziel an CO2 Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette gesetzt. Auch diese Aspekte waren für die Jury wichtige Bewertungsargumente.
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury)

Irgendwas mit Medien (Preisträger in der Kategorie Fiktive-Produktion)
Aufgrund der konsequenten Verwendung von innovativen Mobilitäts-Ansätzen wie Lastenfahrräder, konnte der motorgetriebene Fuhrpark minimiert und der CO2-Ausstoß in diesem Bereich um rund achtzig Prozent verringert werden.
Darüber hinaus erfolgte während der Produktion eine sehr intensive Beteiligung von Cast & Crew am Ideenwettbewerb zu weiteren umweltbezogenen Verbesserungen und deren konsequenter Umsetzung.
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury)

Exit Pangea (Preisträger in der Kategorie Nachwuchs)
Dieses lernende System und der ganzheitliche Ansatz machen Exit Pangea zu einer auszeichnungswürdigen Produktion, die beispielhaft für den Nachwuchsbereich ist.
(aus der Begründung der Eisvogel Wettbewerbs-Jury)

Nominierte Produktionen 22/23
Nachfolgend werden die nominierten Produktionen kurz vorgestellt.

22. Juli - Die Schüsse von München

Cicero - Zwei Leben, eine Bühne
Katharina Rinderle, Produzentin



Der Schwarm
Philip Gassmann, Green Film Experte und Green Consultant

Irgendwas mit Medien
Helga Löbel, Produzentin UFA Serial Drama
„Ich freue mich sehr, dass es uns bei IRGENDWAS MIT MEDIEN erstmalig gelungen ist, die ökologischen Mindeststandards so umzusetzen, dass wir das ‚green motion‘ Label erhalten haben. Möglich war das nur, weil jedem Teammitglied das Thema Nachhaltigkeit so wichtig war, dass die Arbeitsprozesse darauf ausgerichtet wurden. Ich hoffe sehr, dass es bei zukünftigen Projekten keine Besonderheit mehr ist, die ökologischen Mindeststandards einzuhalten, sondern dass das der Standard sein wird.“
Marc Waterkamp, Produktionsleiter und ausgebildeter Green Consultant UFA Serial Drama



Le Pupille
Ludovica Chiarini, Eco Supervisor

Liebes Kind
Thomas Matysiak, Green Consultant



Lu von Loser
Christopher Albrodt, Produktionsleiter

Notruf Hafenkante
Mareike Pielot, Green Consultant



Tatort Köln: Pyramide
Tobias Wolf, Sustainability Manager

Exit Pangea (Nachwuchskategorie)
Sarah Dreyer, Produzentin



Cotton Candy (Nachwuchskategorie)
Tayran Razzak, Regisseur

Isolation (Nachwuchskategorie)
S. S. Gupta, Regisseur



Riyan (Nachwuchskategorie)

A Tale of a Haunted Soul (Nachwuchskategorie)
Towhid Riyadh, Regisseur


Preisverleihung 21/22
Bei dieser Veranstaltung, die in Anwesenheit der Wettbewerbs-Jury stattfand, wurden der interessierten Fachöffentlichkeit die nominierten Produktionen vorgestellt. Den Höhepunkt dieses Festaktes bildete die Verleihung des „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“.
Die Preisverleihung fand in diesem Jahr im Beisein der Bundesministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Steffi Lemke, sowie der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, im Kreis persönlich geladener Gäste statt.
Preistragende Produktion 21/22

Tatort Dortmund – Gier und Angst

Interview mit den Preisträgern 21/22
Ein Zeichen für Nachhaltigkeit in der Filmproduktion
Mit unserer Produktionsfirma unafilm achten wir seit Jahren darauf, so grün wie möglich zu produzieren. Wir haben schon immer unseren Abfall getrennt, Müll vermieden, regionale Produkte eingekauft und vegetarische Gerichte angeboten. Wir setzen, wenn überhaupt, sparsame Autos ein, und legen Wert darauf, dass die Schauspieler mit der Bahn fahren. Bei Dreharbeiten in Köln animieren wird das Team mit dem Fahrrad zu kommen, sofern das möglich ist. Wir versuchen immer, den Generator außen vorzulassen und genug Vorbereitungszeit zu haben, um Festnetzstromanschlüsse legen zu lassen.
Wir setzen alle diese Maßnahmen um, aber wir hatten noch nie einen Green Consultant, der darüber Buch geführt hat. Der WDR hat uns dazu ermuntert, weil dort verstärkt Wert auf die grüne Produktion gelegt wird. Der Sender hat uns grünes Licht gegeben, die Kosten für den Green Consultant in unser Budget einzukalkulieren. Daher konnten wir frühzeitig mit dem Green Consultant Roman Russo die Produktion planen.
Wie sehen sie das Verhältnis von Produzent und Auftraggebern in Hinblick auf die Umsetzung nachhaltiger Produktionen?
Wir haben im Produzentenverband bereits 2019 eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet, grün zu produzieren. Zu der Zeit wurde das erst allmählich ein Thema. Die Produzenten waren hier mehr eine treibende Kraft als die Filmförderungen oder die Auftraggeber. Es hat sich erst in den letzten Jahren geändert, dass die Filmförderungen das unterstützen und die grüne Produktion budgetiert werden kann. Da die Margen beim Produzieren stark schrumpfen, versucht jeder Produzent alles aus dem Budget zu streichen, was nicht unbedingt für die Realisierung des Films notwendig ist. Dazu gehört auch das grüne Produzieren.
Wer muss stärker in die Pflicht genommen werden?
Es muss verpflichtend sein, grün zu produzieren, wenn eine Produktion einen Vertrag mit einer Förderung oder einem Sender abschließt. Das erfordert Regelungen, die Kosten dafür ins Budget aufzunehmen. Wenn alles grün produziert werden soll, muss das auch bezahlt werden. Sofern der politische Wille besteht, wird der Markt es am Ende regulieren. Allerdings ist das immer im Rahmen des Machbaren zu sehen, denn derzeit werden keine Elektroautos von den Autovermietungen angeboten, weil der Autoverleihmarkt komplett eingebrochen ist.
Nicht alle Entscheidungen, die in manchen Büros getroffen werden, lassen sich auch auf der Straße umsetzen. Auf der anderen Seite haben die Equipment-Verleiher reagiert und bieten fast überall LED-Leuchtmittel an. Wir befinden uns in einer Übergangsphase und werden in fünf Jahren sicher weiter sein.
Wo liegen derzeit die Hemmnisse?
Grün zu Produzieren ist teilweise teurer. Deshalb ist es wichtig, diese Mehrkosten budgetieren zu dürfen. Die höheren Kosten müssen beachtet werden. Qualität ist gefragt, doch die Qualität bezieht sich nur auf das Endprodukt, das sichtbar ist. Die Arbeitsbedingungen und das grüne Produzieren sind genauso Qualitätsmerkmale. Deshalb hat der Tatort-Dortmund „Gier und Angst“ das grüne Label in seinen Abspann aufgenommen und damit geworben, dass es sich um eine grüne Produktion handelt.
Welchen Stellenwert besitzt ein öffentlich sichtbarer Preis wie der Eisvogel für die nachhaltige Produktion?
Ich glaube, dass das Publikum kaum etwas damit anfangen kann, da die wenigsten Zuschauer sich vorstellen können, wie umfangreich die Planung und Durchführung einer Filmproduktion ist.
Wenn in den Credits aufgeführt wird, dass ein Film grün produziert worden ist, kann das jedoch zum Nachdenken anregen. Zudem greifen die Medien dieses Thema in ihrer Berichterstattung auf. Insofern setzt der Eisvogel ein Zeichen für Nachhaltigkeit in der Filmproduktion.


Frühzeitige Planung
Bei diesem Projekt sind wir alle Möglichkeiten durchgegangen. Zunächst habe ich mit dem Produktionsleiter darüber gesprochen, was sich umsetzen lässt. Beim Catering bedeutete das, Verwendung von Mehrweggeschirr und Lunch-Boxen. Ich habe mit der Catering-Firma gesprochen, wie sich das realisieren lässt.
Die Anmietung eines CNG-betriebenen LKWs war schon früh ein Thema. Das erfordert die Bereitschaft, sich den CNG-LKW erklären zu lassen, da die Betankung etwas Neues ist. Einen Hybrid-Generator haben wir nicht benötigt, da wir nur Festnetzstrom verwendet haben. Diesbezüglich habe ich Gespräche mit der Motiv-Aufnahmeleiterin geführt. Darüber hinaus haben wir geprüft, ob sich im Bereich bestimmte Set-Bauten vermeiden lassen.
Wie erfolgte die Identifikation der wichtigsten Maßnahmen? Worauf wurde der Schwerpunkt gelegt und warum?
Es war klar, dass bei dieser Produktion viele Fahrten anfallen, da auch in Dortmund gedreht wurde. Da ein Schwerpunkt der Bereich Catering war, habe ich mich frühzeitig mit der Abfalltrennung auseinandergesetzt. Die städtischen Entsorger sind nur bedingt in der Lage, eine Filmproduktion zu bedienen, da diese von ihnen als Event betrachtet wird. Deshalb habe ich frühzeitig die Zulieferer angesprochen.
Darüber hinaus wurde bei dieser Produktion auf Flüge verzichtet und kleine Rollen sind regional besetzt worden.
Wie aufwändig war die Umsetzung in Hinblick auf die Beschaffung?
Beim ersten Gespräch konnte ich mein Wissen als Green Consultant einbringen und die Anmietung eines CNG-betriebenen LKWs vorschlagen, den wir bei Maier Bros. gemietet haben. Die Anmietung der Festnetzanschlüsse gestaltete sich hingegen als schwierig.
Wie sah die interne Kommunikationsstrategie an Cast und Crew in Bezug auf die grünen Maßnahmen aus?
Es gab einen wöchentlichen Newsletter, der an das ganze Team verschickt wurde. Darin wurden Cast und Crew vermittelt, dass wir mit unserem Tatort an der Nachhaltigkeitsinitiative „100 Grüne Produktionen" teilnehmen und ich sie als Green Consultant mit Ratschlägen und Tipps bei der ökologischen Planung unterstütze. Auf der Agenda standen dabei Themen wie die Nutzung von 100 Prozent recyceltem Papier, digital ausgegebenen täglichen Dispositionen und Drehbüchern. Im Bereich Mobilität wurde angestrebt, Reisen per Zug zu unternehmen, Hybrid-Fahrzeuge und LKWs mit der Norm Diesel-6 zu verwenden und am Motiv auf Generatoren zu verzichten. Das Ziel war, überall auf Baustrom umzusteigen und möglichst Ökostrom zu beziehen. Dabei ist darauf zu achten, dass PRCD-Stecker für das Endgerät vorhanden sind, damit mit der intensiveren Feststromnutzung keine höhere der Gefährdung der Arbeitssicherheit einhergeht.
Beim Catering stand fest, dass es kein Einweggeschirr geben wird, sondern wir Mehrweggeschirr verwenden. Um der Massentierhaltung Einhalt zu gebieten, haben wir einen Veggie-Tag angekündigt sowie einen Tag, an dem statt Fleisch Fisch serviert wurde. Das Essen wurde möglichst regional und saisonal eingekauft. Für das Mitnehmen von übrig gebliebenem Essen wurden Lunch-Boxen angeboten. Zudem wurde das Team gebeten, die Abfalltrennung zu respektieren.
Welche der umgesetzten Maßnahmen hatten den größten Effekt bezüglich der CO2-Einsparungen?
Die meisten CO2-Emissionen sind durch den Verzicht auf Generatoren durch Festnetzstrom am Motiv, den Einsatz des CNG-betriebenen LKWs sowie im Bereich Catering eingespart worden.
Waren mit der Umsetzung dieser Maßnahmen Einsparungen oder zusätzliche Kosten verbunden?
Während den Einsatz des CNG-betriebenen LKWs Kosten für Diesel gespart hat, sind durch die Baustromanschlüsse Mehrkosten entstanden. Auch das Catering war teurer. Und nicht zu vergessen ist die vom Team geleistete Mehrarbeit, die nicht wirklich bezahlt ist.
Welche der erfolgreich umgesetzten Maßnahmen lassen sich gut auf andere Produktionen übertragen?
Der Einsatz von E-Fahrzeugen und Hybridfahrzeugen lässt sich auf andere Produktionen übertragen, sofern ein entsprechendes Ladenetzwerk vorhanden ist. Auch die Verwendung regionaler und Bio-Produkte sowie Veggie-Tage können andere Produktionen übernehmen. Ganzheitliche Konzepte sind stets am überzeugendsten, denn das Team erkennt sehr schnell, wenn etwas nicht zu Ende gedacht ist.
Welche der implementierten grünen Praktiken besitzen einen Innovations-Charakter?
Die Lichtabteilung hat im Zusammenspiel mit der Kamera und den Verleihern bewiesen, dass das Bild nicht unter einem ökologischen Dreh leidet. Lösungen wie Festnetzstromanschlüsse, CNG-betriebene LKWs sowie Akkulösungen, die bereits auf Baustellen genutzt werden, sind bereits gebräuchlich und können insofern nicht als Innovation betrachtet werden,
Welche angestrebten Zielsetzungen ließe sich nicht realisieren?
Leider ist keine Trinkwasserleitung für den Catering-Wagen geliefert worden, die es uns ermöglicht hätte, auf in Flaschen abgefülltes Wasser zu verzichten. Es gab Lieferschwierigkeiten bei einem Bauteil, das benötigt wurde.
Wie groß war der mit der CO2-Bilanzierung verbundene Aufwand und Nutzen? Wie hilfreich ist ein solches Werkzeug?
Der Aufwand war sehr groß, da bei den „100 Grünen Produktionen“ viele Daten abgefragt wurden. Ich musste viele Gespräche mit dem Oberbeleuchter führen, um den Stromverbrauch rekonstruieren zu können und habe mehrmals die Dispositionen durchforstet. Ein derartiges Werkzeug ist hilfreich, weil es aufzeigt, wieviel CO2 verschiedene Verbräuche emittieren. Diese Informationen können die Entscheidungen des Produktionsleiters beeinflussen, mehr Mittel für bestimmte Maßnahmen einzusetzen.
Wie hat das Team auf die Einbindung eines Green Consultant reagiert und Sie bei Ihrer Arbeit unterstützt?
Ich hatte das große Glück, dass ich den Set-Aufnahmeleiter bereits gut kannte. Auch unser Produktionsleiter war sehr engagiert. Das Team war zunächst überrascht, aber alle haben es sehr begrüßt, dass ich mich gezielt auf die Umsetzung grüner Maßnahmen konzentriere. Dabei ist es mir zugutegekommen, dass ich jahrelang als Regieassistent gearbeitet habe und Erfahrungen mit der Kommunikation mit den Gewerken besitze.
Welche Erfahrungen und Lerneffekte resultieren für Sie als Green Consultant aus dieser Produktion?
Das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke hinsichtlich der Bereitschaft, grüner drehen zu wollen, ist noch nicht selbstverständlich. Daher ist die Einbindung eines Green Consultant ins Team wichtig.
In diesem Kommunikationsprozess mit den Gewerken haben die Ansichten und Meinungen zum Grünen Drehen mich inspiriert, Lösungen für weitere Projekte zu entwickeln.
Ich schätze mich glücklich, dass ich als Green Consultant bei meinem ersten Projekt auf ein sehr aufgeschlossenes und engagiertes Team getroffen bin. Die Zielsetzung, grüner zu produzieren, sollte Normalität in der Branche werden.
Ein nachhaltiges Lichtkonzept
Die Grundidee bei dieser Produktion war die lichtstarke Sony Kamera FX-6 einzusetzen, die mit einer Empfindlichkeit von ISO 12800 für Aufnahmen bei schwachem Licht geeignet ist. Das ermöglichte es uns, bei den Nachtdrehs in der Stadt auf große Steiger zu verzichten. Für diese Szenen haben wir das komplette Set mit ARRI SkyPanels und ARRIs neuem Orbiter beleuchtet. Eine lichtstarke Kamera bedeutet allerdings nicht weniger Aufwand, denn da die Kamera mehr Licht als das menschliche Auge wahrnimmt, mussten die hellen Straßenlaternen ausgeschaltet werden.
Welche Effekte wurden mit dem Einsatz von LEDs erzielt?
Bei vielen Sets haben wir die gewünschte Farbigkeit komplett durch LEDs wie das SkyPanel und den Orbiter hergestellt. Das hat es uns erlaubt, fast vollständig auf Farbfolien zu verzichten und entsprechend Abfall zu vermeiden.
Wie haben Sie hartes Licht erzeugt?
Um in einigen Motiven Sonne zu erzählen, haben wir zum Teil mit hartem Kunstlicht gearbeitet und Aircraft Landing Lights eingesetzt, Das sind Spiegelreflektor-Lampen mit 5 kW, die noch etwas härteres Licht liefern als Dino Lights. Wir sind mit zwei Lampen ausgekommen. Es gibt noch keine richtige Möglichkeit, mit LED hartes Licht zu erzeugen. Unser Konzept sah vor, weniger HMIs einzusetzen. Wir haben mit der ISO-Zahl operiert oder das vorhandene Himmelslicht genutzt und diesem nur noch eine Richtung gegeben.
Bei Dreharbeiten ist es oft üblich, etliche 18 kWs einzusetzen, um konstante Verhältnisse herzustellen und so unabhängiger vom Himmelslicht zu werden. Wir haben stattdessen versucht das natürliche Licht zu nutzen, das durch die Fenster in die Motive hereinfällt. Innen haben wir oft die ARRI-Orbiter gegen die Papp-Styros von Maier Bros. gebounced, um das Licht zu verlängern.
Ist dieses Lichtkonzept auf andere Filmprojekte übertragbar?
Das hängt ganz davon ab, was gewünscht wird. Das Lichtkonzept ist eine individuelle Entscheidung einer Produktion, denn jeder Film ist unterschiedlich. Beim Dreh des „Tatort Dortmund – Gier und Angst“ haben wir die Fenster in den Motiven foliert und dadurch etwas mehr Unabhängigkeit wie im Studio erhalten. Das hat funktioniert, da unser Motiv in Richtung Nordseite lag. Es ist wichtig, dass das Licht den Drehtag über konstant bleibt. In den Wintermonaten kommen wir nicht ohne Lampen aus, wenn wir bei Anbruch der Dunkelheit nach 17 Uhr weiterdrehen möchten.
Wie sieht ein Beleuchtungs- und Kamerakonzept aus, das auf derartige Einsparungen bei der Energieversorgung abzielt?
Das lässt sich nur realisieren, wenn das Gesamtkonzept entsprechend danach ausgerichtet wird. Dazu müssen Motive ausgewählt werden, die Richtung Norden liegen und die Drehzeiten sich an dem verfügbaren Tageslicht orientieren. Bei der Beleuchtung gibt es viele Stellschrauben, mit denen sich Strom sparen lässt, doch Beleuchter können nicht viel Einfluss auf die Drehorte und Drehzeiten nehmen. Wenn eine Produktion auf ein nachhaltiges Lichtkonzept setzen will, müssen die Beleuchter früher in die Planung involviert werden, um viel bewirken zu können.
Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch innovative Beleuchtungs- und Kameratechniken?
Die neue ARRI Alexa 35 verfügt über einen größerer Dynamikumfang und kann einen größeren Kontrastumfang erfassen. Das bedeutet, wenn bei Sonne Schatten gedreht werden, müssen die Schatten nicht mehr so stark aufgehellt werden. Bislang werden derartige Probleme, die sich am Set schwierig lösen lassen, in die Postproduktion verlagert, was ebenfalls Geld und Energie kostet. Durch eine verbesserte Technik lässt sich dieser Aufwand verringern.
Mit welchen Innovationen lässt sich der CO2-Fußabdruck weiter senken?
Ich habe viel mit Sonnenblenden gearbeitet, um das Licht umzulenken. Dafür gibt es diverse Blendensysteme wie das Cine Reflect Lighting System (CRLS) von Lightbridge. Wir arbeiten stattdessen mit einem normalen Reflektor. Mit diesem System lässt sich viel mit kleinen Lampen erreichen, weil der Reflektionsgrad sehr hoch ist.
Sehen Sie mehr Entwicklungen im technischen oder im organisatorischen Bereich?
Es geht alles in die richtige Richtung. Die kleinen LEDs für Innenräume, die das Kunstlicht oder die Kinoflos abgelöst haben, funktionieren gut und werden bei jedem Dreh eingesetzt. Die LEDs werden stärker und jedes Jahr kommen neue Modelle auf den Markt. Die Frage ist, wann die HMIs ersetzt und es mehr Entwicklungen im Bereich von 6 kW aufwärts geben wird. Der Stromverbrauch und der Transport des Equipments sind ein Thema, auf das oft weniger Rücksicht genommen wird.
Besteht in dieser Hinsicht ein Bedarf zur Weiterqualifizierung von Beleuchtern?
Dafür ist keine spezielle Qualifizierung erforderlich, sondern eher eine Sensibilisierung, um aus dem altmodischen Denken herauszukommen, dass Filme teuer und verschwenderisch sind. Dabei geht es um die Haltung, denn die Lampen müssen nicht eingeschaltet bleiben, um sie vor Regen zu schützen. Es gibt immer wieder Teammitglieder, die sich einen Heizlüfter in den LKW stellen. Doch der Generator wird inzwischen über Mittag ausgestellt und läuft nicht mehr durch.

Entscheidung der Wettbewerbsjury (Auszug):
Neben vielfältigen Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastungen beim Transport (z. B. Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge und verkehrstechnisch optimierte Drehplanung), beim Catering (z. B. regionales, saisonales und Bio-zertifiziertes Catering) und bei der Unterbringung (z. B. durchgehende Nutzung von zertifizierten/ressourcensparenden Unterkünften) wurde insbesondere ein energiesparendes Beleuchtungskonzept umgesetzt. Mit dessen Hilfe konnte der Energieeinsatz am Set um ca. 80% reduziert werden.
Dieses Beleuchtungskonzept stellt nach Einschätzung der Wettbewerbsjury eine wirksame und gut übertragbare "Innovation" dar. Dabei werden neuartige - aber am Markt verfügbare Elemente - und besonders lichtstarke Kameras (Sony FX-6 Kamera) mit sehr sparsamen, aber variablen Lichtquellen (LED-Orbiter) und weiteren Hilfsmitteln (wie gezielt eingesetzten Skypanels) so kombiniert zur Anwendung gebracht, dass durch die Energieeinsparungen selbst bei anspruchsvollen Gestaltungsvorgaben und "on location" weitestgehend nur mit "normalen" Netzanschlüssen und ohne Generator Einsatz gedreht werden kann."
Nominierte Produktionen 21/22
Aus diesen sechs nominierten Produktionen wählte die Wettbewerbs-Jury den finalen Preisträger des Eisvogel 21/22.
Nachfolgend werden die nominierten Produktionen kurz vorgestellt.

SaFahri – eine Reise zu den Elementen
„Von der Nordsee bis zum Bayerischen Wald, vom Norddeutschen Moor bis zu den Schweizer Alpen: Schon die Reisen zu den Drehorten waren so konsequent wie möglich umweltfreundlich ausgerichtet. Allein Fahri Yardim hat mit der Bahn über 5500 Kilometer zurückgelegt.“ Christian Asanger, VP Entertainment Sky

Die stillen Trabanten



Die Luft, die wir atmen

Les Incorrectes
„Les Incorrectes“ wurde mit finanzieller Unterstützung der Alice Milliat Stiftung, der Nationalen Sportbehörde (ANS) und des Comité National Olympique et Sportif Français (CNOSF) produziert. Bei der Produktion durch Lucien TV spielten Überlegungen, wie schädliche Umweltwirkungen reduziert werden können, bereits bei der Planung eine große Rolle.
Dank der Unterstützung von Secoya Eco Tournage und deren innovativem Tool Seco2 wurde der CO2-Fußabdruck am Set von „Les Incorrectes“ geschätzt und mit den Umweltauswirkungen verglichen, die bei dem gleichen Projekt, aber ohne umweltfreundliche Maßnahmen, entstanden wären.


Tempête
Im Bereich des Kulissenbaus wurde der Einsatz von umweltschädlichen Stoffen auf innovative Weise reduziert. Ein neuartiges mobiles Gerät wurde zur Reinigung von Malerwerkzeugen und lackierten Materialien eingesetzt.

Nachwuchsproduktionen 21/22
Diese Nachwuchsproduktionen werden im Rahmen der Preisverleihung des EISVOGEL 21/22 „außer Konkurrenz“ gesondert gewürdigt.
Nachfolgend werden diese beiden Nachwuchsproduktionen kurz vorgestellt.
Metanoia
Produzentin Thea Herrmann und Regisseurin Alina Podschun haben sich explizit zu einer grünen Produktionsweise bekannt und entsprechende Branchenvereinbarungen unterzeichnet. Dieses klare Commitment motivierte die gesamte Crew zur Unterstützung und Umsetzung von umweltbezogenen Maßnahmen.


Alles Perfekt
So war zum Beispiel das Anmieten von Bollerwagen eine kreative Umsetzung des Transports an den Strand. Weitere Maßnahmenlösungen waren dabei ein durchgehend vegetarisches Catering, das Kaufen von gebrauchten Kostüm- und Ausstattungsgegenständen, sowie das Spenden dieser nach Abschluss der Dreharbeiten.

Impressionen der Preisverleihung 21/22
Nachfolgend finden sich einige Bild-Impressionen des feierlichen Festaktes im Innenhof des Bundesumweltministeriums in Berlin. Die Aufzeichnung des Livestreams der Veranstaltung ist hier verfügbar.
Begrüßung und Einordnung des Eisvogel





Vorstellung der Nominierten






Verleihung des Eisvogel 21/22


